Rückblickend waren es anstrengende, aber auch die lohnendsten Stunden, die ich erlebt habe. Ich nahm dieses Jahr vom 19. bis 20. April zum zweiten Mal an dem Projekt in Ravensbrück teil. Dieses Projekt, das von der Kolpingverband organisiert und durchgeführt wird, wurde dieses Mal wieder mit der 72-Stunden-Aktion des BDKJ verbunden. Die 72-Stunden-Aktion ist eine deutschlandweite Sozialaktion des BDKJ, bei der Kinder und Jugendliche innerhalb von 72 Stunden gemeinnützige Projekte umsetzen. Ziel ist es, durch praktisches Engagement und Solidarität das Umfeld zu verbessern und einen positiven gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.
Besonders erwähnenswert ist die Teilnahme eines besonderen Gastes am Projekt Ravensbrück, der uns sehr erfreute. Der Bundespräses Pfarrer Hans-Joachim Wahl nahm dieses Mal an der Aktion Ravensbrück teil und war dafür extra aus Köln angereist.
Als ich am Freitag ankam, gab es gleich nach dem Abendessen sowie einer Vorstellungsrunde für die neu angekommenen Gäste (mir eingeschlossen) eine Präsentation von Salvatore Trapani, der uns sein neues Buch in Auszügen präsentierte. Es war nicht nur der Inhalt des Buches, der mich begeisterte, sondern auch die eindrucksvolle und interessant gestaltete Art und Weise, wie Salvatore sein Buch vorstellte. Das Buch „Di fronte alla Shoah. Arte fra testimonianza ed empatia“, welches bisher leider nur auf Italienisch erhältlich ist, untersucht, wie Kunstwerke von deportierten und zeitgenössischen Künstlern die Erinnerung an die Shoah bewahren und Empathie fördern. Es betont die Rolle der visuellen Kunst als narrative Form der Erinnerung, ergänzend zu Literatur und Film. Es beeindruckte mich, wie die Insassen von Konzentrationslagern es geschafft haben, trotz solchen Leids und Hasses, den sie erlebten, ihre Gefühle in der Kunst zum Ausdruck zu bringen. Jeder Vortrag, den ich bisher von Salvatore Trapani gehört habe, öffnete mir einen neuen Eindruck über die Kunst von Menschen aus allen verschiedenen Lebenslagen.
Im Anschluss an den Vortrag suchten wir unseren Aufenthaltsraum auf, wo wir den Abend ausklingen ließen. Am darauffolgenden Morgen begann gleich nach dem Frühstück die zweigeteilte Arbeit. Ein Teil leistete wichtige Arbeit im Archiv, die sich schön mit dem Motto „Gegen das Vergessen“ beschreiben lässt. Ein anderer Teil der Gruppe widmete sich der Arbeit auf dem Südgelände, wo wir viel Fläche, die über die Zeit von der Natur zurückerobert wurde, befreiten, um die Gedenkstätte zu einem übersichtlicheren Ort zu machen. Wir widmeten den gesamten Tag dieser Aufgabe und erzielten bedeutende Fortschritte, die deutlich sichtbar waren. Gegen späten Nachmittag bereitete ich einen Gottesdienst vor, der später im Zellentrakt stattfand. Geleitet wurde er von unserem Bundespräses, der eine bewegende Predigt hielt und somit unseren Arbeitseinsatz an diesem Tag abschloss. Nach gemeinsamen Grillen zum Abendessen kamen wir wieder im Aufenthaltsraum zusammen.
Da ich am nächsten Morgen abreisen musste, konnte ich den Tag leider nicht weiter für die Arbeit nutzen. Im Rückblick finde ich, dass es erneut eine erfolgreiche Aktion in Zusammenarbeit mit dem BDKJ war. Es ist wichtig, sich für das Motto “Gegen das Vergessen” einzusetzen und sich mit der Aufarbeitung solcher Orte zu befassen, die eine schwere Geschichte tragen.
Julius Jurasch (Text)
KF Berlin-Zentral
Daniel Buchholz (Fotos)